Serbski-Sejm-Sitzung in Weißwasser: Strukturwandel / Programm zur Selbstbestimmung / ILO 169 / Dank aus Kirche / Finanzierungsantrag
Am 17. April tagte der Serbski Sejm auf Einladung des Weißwasseraner Oberbürgermeisters im dortigen Rathaus (zuzüglich Videozuschaltungen). In seinem Grußwort wünschte Torsten Pötzsch den Sorben/Wenden eine wirksamere politische Stimme und dazu viel Erfolg bei den anstehenden Staatsvertragsverhandlungen. Er berichtete über die Stärkung der Präsenz der sorbischen/wendischen Sprache in der Stadtöffentlichkeit Weißwassers. Die Sejm-Alterspräsidentin dankte dem Oberbürgermeister herzlich für seine Unterstützung der Sejm-Arbeit. Mit Blick auf ihre Kriegserfahrungen als Kind äußerte sie sich besorgt über die aktuelle Diskussion zur Entwicklung Weißwassers zum Militärstandort und plädierte für zivile zukunftsgerichtete Arbeitsplätze im Rahmen des Strukturwandels und für eine Demilitarisierung der Lausitz.
Schwerpunkt der Sitzung war neben dem Beschluss „Programm zur demokratischen Selbstbestimmung des sorbischen/wendischen Volkes“ die jüngst durch den Bundestag erfolgte Ratifizierung der ILO 169, eines UN-Übereinkommens zum Schutz indigener Völker, sowie die daraus erwachsenden Rechte für das sorbische/wendische Volk. Hierbei wurde ein deutliches Informationsdefizit in der Bevölkerung festgestellt. So wird teilweise noch das alltägliche Tragen eines Lendenschurzes als wesentliches Merkmal indigener Bevölkerungen angesehen, wohingegen sich in der weltweiten Realität Indigenität und moderne Lebenweise ein keiner Weise ausschließen. Diesem Bildungsmissstand will der Serbski Sejm durch verschiedene Informationsangebote abhelfen sowie mit Diskussionsformaten den Meinungsbildungsprozess im sorbischen/wendischen Volk befördern. An dessen Ende steht die für die Rechteinanspruchnahme entscheidende subjektive Selbstdefinition des Volkes als indigen durch die sorbische/wendische Volksvertretung, als zentrales Definitionskriterium gemäß Art. 1 der ILO-Konvention.
Bekanntgegeben wurde ein Dankesbrief des evangelischen sorbischen Superintendenten Christoph Rummel. Wenn auch das eigentlichen Ziel einer eigenen Struktur innerhalb des sorbischen Siedlungsgebietes bei den aktuellen Veränderungen nicht erreicht wurde, hat die vielfältige Unterstützung des Serbski Sejm die Position der sorbischen/wendischen Christen deutlich bestärkt und doch zu einigen substanziellen Verbesserungen geführt sowie das Vorhandensein und die Rechte der sorbischen Minderheit innerhalb der Sächsischen Landeskirche allen Beteiligten sehr deutlich bewusst gemacht.
Über Bewegung von Seiten der Stiftung für das Sorbische Volke bezüglich des Antrages zur institutionellen Förderung berichtete der Finanzausschuss. Es wurden verschiedene Unterlagen nachgefordert, welche aktuell zusammengestellt werden.